Patrick Turek

 

Trainer der ersten Damenschaft  mit einem Statement zur Situation im Damenbereich.

 

 

Situation im Damenbereich

 

Interview mit dem Trainer der 1. Damenmannschaft der SpVgg Steele 03/09 Patrick Turek über die Ausrichtung des Damenbereichs in Steele

 

Redaktion: Patrick, in den letzten 2 Spielzeiten habt ihr die Mannschaft sehr verjüngt und in der abgelaufenen Saison einen guten 6. Platz in der Landesliga erreicht.

Patrick: das ist richtig, wir haben uns nach dem Abstieg aus der Niederrheinliga die Frage gestellt, wie wir uns zukünftig aufstellen wollen, um einen nachhaltigen Damenfußball in Steele zu etablieren. Primäres Ziel war es die 1. Damenmannschaft zu verjüngen und wir wollten eine 2. Mannschaft aufbauen, was uns auch glücklicherweise gelungen ist. Im ersten Jahr nach der Gründung der 2. Damenmannschaft ist diese sofort in die Bezirksliga aufgestiegen, womit niemand gerechnet hat. Hier haben wir einen Unterbau für die 1. Damenmannschaft. Gerade in der letzten Spielzeit haben wir mit einer sehr jungen Mannschaft gespielt und phasenweise auch einen sehr ansehnlichen. Es braucht aber Zeit, einen Umbruch schafft man nicht innerhalb von 1 bis 3 Spielzeiten also war der Aufstieg nicht das Ziel, leider haben wir in der letzten Spielzeit sehr viele Langzeitverletzte gehabt, die durch ihre Erfahrung nicht zu ersetzen waren. Ich denke, wenn wir die ganze Saison mit dem vollen Kader hätten agieren können, dann hätten wir mit Sicherheit eine andere Rolle in der Liga gespielt.

R: Die aktuelle Situation macht es für die kleineren Vereine nicht einfacher, die Konkurrenz im näheren Umfeld durch die Profivereine wie Schalke, Dortmund, Bochum oder RWO ist enorm, diese bemühen sich schnell in die höheren Ligen zu kommen und greifen natürlich auch Spielerinnen ab. Wie bewertest du die Situation?

P: der Hype im Damenfußball ist ungebrochen und die „Großen“ sind auf den Zug aufgesprungen, was auch ihr gutes Recht ist, aber in dieser Liga spielen wir nicht mit und das wollen wir auch gar nicht. Man kann diese Vereine auch nicht dafür verantwortlich machen, dass Spielerinnen dorthin wechseln, das ist legitim und wegen 1, 2 Spielerinnen sollte die eigene Zukunft nicht gefährdet sein. Wenn es daran liegt, dann muss man sich hinterfragen aber darf die Schuld nicht auf andere Vereine übertragen. Gleichzeitig hängt es immer noch an den Spielerinnen selbst, diese müssten nicht wechseln. Solche Argumente sind für mich nicht haltbar und nur Ausreden. Wir haben in Steele vor Jahren versäumt uns frühzeitig um die damalige U17 zu kümmern alles lief optimal und man hat nicht weitergedacht, dass viele Spielerinnen in den Seniorinnenbereich wechseln. Das war klar unser Fehler und wir konnten keine U17 Mannschaft mehr stellen. Unser Ziel ist es, dauerhaft eine Damenmannschaft zu haben und Spielerinnen auszubilden, die dann den nächsten Schritt machen könnten. Wir haben in jüngster Vergangenheit Spielerinnen gehabt, die diesen Schritt gewagt haben. Manche erfolgreich und manche leider nicht. Einige sind dann wieder zur SpVgg zurückgekehrt. Es ist doch eine Chance und Erfahrung, in meinen Augen sollte jeder der die Chance bekommt diese auch nutzen. Ich bin da nicht negativ gegenüber eingestellt, ganz im Gegenteil, es ist doch auch eine Anerkennung für unsere Arbeit und unseren Weg, den wir eingeschlagen haben. Das einzige Manko ist, dass wir teilweise die Arbeit machen müssen, die in der Jungend versäumt wurde. Sehr selten bekommen wir gut ausgebildete Spielerinnen, oft mangelt es schon bei Pässen über die kurze Distanz, diese werden einfach nicht sauber gespielt und das ist nur ein Beispiel. Klar müssen wir hier nicht jammern, denn wir haben keine Juniorinnen Mannschaft, aber das hat seine Gründe aber wie gesagt, dass ist uns bewusst und wir versuchen dies nachzuholen. Unsere Aufgabe ist es auch Potenziale zu entdecken und dann zu fördern. Wir schauen uns regelmäßig Spiele von Jugendmannschaften oder auch Kreisliga Spiele an. Dort sind oft Talente, die einfach nicht gefördert werden. Wir wollen diesen Talenten eine Möglichkeit geben, sich zu entwickeln und ihnen aufzeigen, was man alles erreichen kann, wenn man an sich arbeitet und versucht besser zu werden. Grundsätzlich steht bei uns aber das Private immer im Vordergrund. Viele Spielerinnen von uns gehen noch zur Schule oder Studieren und das hat immer Vorrang. Manchmal ist es schwer alles unter einen Hut zu bekommen und da muss der Sport weichen, aber trotzdem ist Disziplin und Teamgeist ganz wichtig, denn allein kann ich kein Spiel gewinnen, jeder hat einen Anteil am Erfolg der Mannschaft es kommt nur darauf an, ob ich es möchte oder nicht. Teamsport funktioniert nur in der Gruppe, wenn alle mitziehen, und da spielt es auch keine Rolle, ob Spielerinnen höher gespielt haben oder nicht, auch diese haben sich im Sinne der Mannschaft einzuordnen. Mein Motto ist dort ganz einfach gestrickt, wir gewinnen oder verlieren zusammen und nicht Einzelne.

R: Es gibt Vereine die Aufwandsentschädigungen zahlen und so versuchen möglichst schnell durch die Ligen zu laufen, um nach oben zu kommen, wie stehst du dazu und was macht ihr?

P: Das sehe ich wiederum sehr kritisch, denn aus meiner eigenen sportlichen Vergangenheit kann ich sagen, dass eine Mannschaft sehr schnell auseinanderfällt, wenn das Geld nicht mehr gezahlt wird und gleichzeitig geht die Identifizierung mit dem Verein verloren, aber das muss jeder Verein für sich selbst entscheiden. Klar könnten wir auch über private Spenden einen anderen Weg einschlagen aber das wollen wir nicht. Wir setzen lieber auf eine vernünftige Ausstattung und wir fahren mit den Mannschaften ins Trainingslager. Vor 2 Jahren waren wir in Hamburg im Trainingslager und haben zum Abschluss gegen die Damen vom FC St. Pauli am Millerntor gespielt, das war für alle eine großartige Erfahrung. Ansonsten fahren wir ins Sauerland und in diesem Jahr werden wir unser Trainingslager in Würzburg absolvieren. Hier liegt unser Fokus und gleichzeitig repräsentieren wir den Verein.

R: Manche Vereine im Essener Raum stellen in der neuen Saison keine Mannschaft mehr und andere wiederum bauen eine neue Mannschaft auf. In Steele geht man nun in die dritte Spielzeit mit 2 Damenmannschaften. Warum funktioniert das bei euch?

P: schwer zu sagen, vielleicht, weil unsere Anlage sehr gut zu erreichen ist. Unsere Spielerinnen kommen nicht nur aus dem Steeler Raum, sondern aus allen Richtungen oder aus anderen Städten. Die Anlage kann man sehr gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichen auch die Autobahn ist nicht weit weg. Vielleicht ist es auch die Infrastruktur auf der Anlage. Wir haben 3 Plätze, 1 Großen und 2 Kleinspielfelder, wo man individuell trainieren kann aber auch unser eigener Fitnessraum ist schon Luxus. Insgesamt hat die SpVgg Steele aber einen sehr guten Ruf und das bekommen wir auch mit. Der Verein ist sehr gut geführt und es wird versucht, dass alle Mannschaften die gleichen Rahmenbedingungen haben, schließlich haben wir 3 Herrenmannschaften, 2 Damenmannschaften und einen großen Jugendbereich. Das muss erst einmal alles koordiniert werden. Ich kann hier sagen, dass der Damenbereich voll akzeptiert wird in Steele und da kommen wir auch zur 1. Frage, das ist leider nicht überall der Fall und Mannschaften kommen und gehen. In manchen Vereinen läuft der Damenbereich einfach mit und wenn es dort schwierig wird, dann spielt dieser soweit keine Rolle mehr. Ich habe vor kurzem gehört, dass Damenfußball nur Geld kostet und die Vereine dann weniger für den Herrenbereich haben. Aus meiner und unserer Sicht ist das gerade aus gesellschaftlicher Sicht nicht in Ordnung. Es ist die Aufgabe des Vereins allen Mannschaften gute Rahmenbedingungen zu schaffen. Kann ich das nicht, dann melde ich erst keine Mannschaft. Wir haben in Essen viele Vereine, die Damenfußball anbieten aber zu wenig Spielerinnen, die zur Verfügung stehen. Das sieht man an den 9er Mannschaften in meinen Augen macht das keinen Sinn und man sollte lieber über Sportgemeinschaften nachdenken, um 11er Mannschaften zu stellen der Wettbewerb würde gesteigert werden. Aber auch hier sage ich, dass muss jeder Verein für sich selbst entscheiden.

 

R: wie sind die Planungen für die neue Spielzeit. Ihr habt Abgänge und Zugänge zu verzeichnen.

P: da wir vor der letzten Saison schon wussten, dass einige Spielerinnen aufhören werden, haben wir frühzeitig mit der Planung für die neue Spielzeit angefangen auch kann es passieren, dass sich Spielerinnen kurzfristig anders orientieren, auch damit muss man immer rechnen. Dies gilt aber nicht nur für die 1. Damen, sondern auch für die 2. Damen. Wir betrachten das als einen großen Bereich und da gilt es auf beide Mannschaften zu achten. Bei den 2. Damen hat der Vorstand schon in der Winterpause zwei neue Trainer installiert, die den Weg mitgehen und auch aktiv leben. In den letzten Wochen haben wir auf Wunsch der Mannschaften einmal in der Woche eine lockere Spaßeinheit gemacht mit beiden Mannschaften zusammen und auch einige Neuzugänge waren mit dabei. Die Stimmung war sehr gut. Ab und Zugänge gehören auch im Frauenbereich dazu und man muss auf alles vorbereitet sein. Wenn ich erst kurz vorher anfange, dann brauche ich mich nicht wundern, dass keine oder sehr wenige Spielerinnen noch ohne Verein sind. Aktuell haben wir 16 neue Spielerinnen für beide Mannschaften und es stehen noch weitere Gespräche an. Wir werden unseren Weg weiter gehen und mittelfristig ist das Ziel Niederrheinliga und bei den 2. Damen wollen wir uns in der Bezirksliga etablieren.

R: kurz vor Saisonende haben sich dann Spielerinnen umentschieden und wollten doch eine neue Herausforderung suchen, das macht natürlich die Planung dann schwieriger.

P: ja aber das gehört dazu und wie ich vorher schon gesagt habe, kann es nicht an 1,2,3 oder 4 Spielerinnen liegen. Hier sind wir sehr entspannt. Bei den 1. Damen waren es 3 und bei den 2. Damen waren es 2 Spielerinnen, die trotz Zusage den Verein verlassen haben. Das wirft einen erst einmal zurück aber deshalb fangen wir auch frühzeitig an uns umzuschauen. Wir möchten auf solche Fälle ein wenig vorbereitet sein. Wir gehen mit solchen Situationen sehr entspannt um auch als wir mitbekommen haben, dass wir in der neuen Saison nur noch eine Mannschaft stellen können, hat uns das nicht aus der Ruhe gebracht, schließlich kannten wir den Stand bei beiden Mannschaften. Qualitativ sind die 3 Spielerinnen natürlich ein Verlust, aber manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um weiter nach vorne zu kommen, das ist wie im normalen Leben auch. Nicht alles ist planbar und es gibt nicht nur einen Weg, um ans Ziel zu kommen!

R: Abschließend, wie lauten eure Ziele für die neue Spielzeit.

P: da jetzt die Ligeneinteilung bekanntgegeben wurde denke ich, dass wir uns im Mittelfeld bewegen werden. Unser Ziel ist klar, wir wollen uns weiterentwickeln und einen schönen Offensiv Fußball spielen. Natürlich hängt es auch davon ab, wie verletzungsfrei wir bleiben. Wir haben eine talentierte Truppe und einige Spielerinnen, die sehr viel Erfahrung mitbringen. Bei den 2. Damen ist das Ziel klar und wir wollen besser abschneiden als in der letzten Saison.

R: Vielen Dank und eine erfolgreiche Saison wünschen wir euch.

Unsere 1. Frauenmannschaft spielt in der

Saison 2023/2024 in der Landesliga Gruppe 2

Aktuelles:Saisonstart am 27.08.2023

 

 

 

 

 

 

Unsere 2. Frauenmannschaft spielt in der Saison 2023/24 in der Bezirksliga Gruppe 3

Aktuelles: Saisonstart am 28.08.2023

Steeler Teufel

Provinzial Lars Kunze